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Medikamentenengpässe in der Erkältungssaison: Eine komplexe Herausforderung

Mit Beginn der Erkältungssaison im Herbst und Winter steigt der Bedarf an Medikamenten wie Antibiotika und Fiebersäften erheblich an. Die Apothekenbranche warnt vor möglichen Lieferengpässen, während die zuständigen Behörden eine insgesamt stabile Versorgungssituation sehen. Dennoch bleiben Unsicherheitsfaktoren bestehen, insbesondere bei bestimmten Präparaten.

Die Position der Regierung und Behörden

Gesundheitsministerin Nina Warken betont, dass die Versorgung mit Arzneimitteln gewährleistet ist. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) teilt diese Einschätzung und geht von einer stabilen Lage aus. Allerdings gibt es derzeit etwa 530 Lieferengpassmeldungen bei rund 100.000 zugelassenen Arzneimitteln in Deutschland. Besonders betroffen sind Generika, für die es jedoch meist Alternativen gibt. Das Bundesgesundheitsministerium betont, dass die Versorgung mit Fiebersäften gewährleistet ist, während bei bestimmten Antibiotika weiterhin eine angespannte Liefersituation besteht.

Die Sicht der Apotheken und Patienten

Thomas Preis, Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, kritisiert die mangelnde Vorbereitung auf den Winter. Lieferengpässe seien ein Dauerthema und verursachten zusätzlichen Aufwand für die Apotheken. Patienten sind frustriert, wenn sie ihre Medikamente nicht erhalten und müssen oft mehrere Apotheken aufsuchen. Für die Apotheken selbst bedeutet dies einen erheblichen Mehraufwand, da sie Alternativen suchen müssen, ohne dafür zusätzlich bezahlt zu werden.

Politische Maßnahmen und gesetzliche Regelungen

Nach akuten Problemen bei Kinderarzneien beschloss die Vorgängerregierung 2023 ein Anti-Engpass-Gesetz. Dieses Gesetz lockert Preisregeln, um Lieferungen nach Deutschland für Hersteller lohnender zu machen. Als Sicherheitspuffer sind nun auch Vorräte von mehreren Monatsmengen für viel genutzte Mittel Pflicht. Voraussichtlich Ende 2025/Anfang 2026 sollten die neuen Vorgaben in allen Rabattverträgen mit Krankenkassen umgesetzt sein. Gesundheitsministerin Warken plant zudem erleichterte Austauschregeln für Apotheken, um die Versorgungssicherheit weiter zu erhöhen.

Die Rolle der Pharmahersteller und Krankenkassen

Der Verband der Generika-Hersteller (Pro Generika) kritisiert, dass es an Anreizen für Investitionen in eine stabile und europäisch verankerte Produktion fehlt. Die Regelung zur Vorratshaltung sei kontraproduktiv und stelle eine erhebliche zusätzliche Belastung dar, sowohl logistisch als auch finanziell. Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen betont hingegen, dass die reguläre Versorgung mit Arzneimitteln funktioniere und Lieferengpässe die Ausnahme blieben. Um besser auf Engpässe reagieren zu können, wird ein Frühwarnsystem gefordert.

Gründe für Lieferengpässe

Häufig sind Produktionsprobleme der Auslöser für Lieferengpässe, etwa bei Prozess-Umstellungen oder Qualitätsproblemen. Ein weiterer Risikofaktor ist die Konzentration der Produktion von Wirkstoffen und Zwischenprodukten bei wenigen Herstellern, von denen viele in Asien produzieren. Die Pharmabranche verweist zudem auf höhere Herstellungskosten, insbesondere für Energie, die aufgrund gesetzlicher Regulierungen und Rabattverträge kaum weitergegeben werden können.

Quiz

  1. 1. Welche Medikamente sind besonders in der Erkältungssaison gefragt?


  2. 2. Wie viele Lieferengpassmeldungen gibt es derzeit?


  3. 3. Was sagt die Gesundheitsministerin zur Medikamentenversorgung?


  4. 4. Was kritisiert der Präsident der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände?


  5. 5. Was sieht das Anti-Engpass-Gesetz vor?


  6. 6. Was fordert der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen?


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