Sapad 2025: Russlands und Belarus' Militärmanöver in einer Zeit zunehmender Spannungen
Inmitten der aktuellen Eskalation der russischen Aggression gegen die Ukraine haben die russischen und belarussischen Streitkräfte ihr gemeinsames Militärmanöver Sapad 2025 gestartet. Diese Übung, die alle vier Jahre stattfindet, ist die zentrale Militärübung für die Streitkräfte des "Unionsstaates" Russland und Belarus. Offiziell dient sie dazu, mögliche Konflikte zu simulieren und die Streitkräfte darauf vorzubereiten. Doch in Anbetracht der aktuellen geopolitischen Lage wird das Manöver von vielen Ländern mit großer Sorge beobachtet.
Historischer Kontext und aktuelle Bedeutung
Die ersten postsowjetischen Sapad-Übungen fanden bereits 1999 statt und werden seit 2009 alle vier Jahre durchgeführt. Die letzte Militärübung dieser Art fand 2021 statt, etwa ein halbes Jahr vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine. Diesmal fällt der Termin auf den 12. bis 16. September, eine Zeit, die von massiven Drohnenangriffen Russlands auf ukrainische Ziele und der ersten tiefen Eindringung russischer Drohnen in das Territorium eines NATO-Staates, Polen, geprägt ist.
Umfang und Teilnehmer
2021 waren nach offiziellen Angaben rund 200.000 Soldaten aus Russland und Belarus an Sapad beteiligt. Durch die Invasion in der Ukraine haben die russischen Streitkräfte allerdings erhebliche Verluste erlitten, und viele Einheiten sind dort gebunden. Die jüngsten Berichte beider Staaten deuten darauf hin, dass diesmal weniger als 13.000 Soldaten an den Übungen teilnehmen werden. Dennoch könnte diese Zahl untertrieben sein, um die wahren Absichten des Manövers zu verschleiern.
Geografische Verteilung und Übungsinhalte
Sapad 2025 wird hauptsächlich in Belarus stattfinden, einem Land, das im Norden und Westen an drei NATO-Staaten (Lettland, Litauen und Polen) sowie im Süden an die Ukraine grenzt. Zu den gemeldeten Schauplätzen gehören die Stadt Barysaw, etwa 60 Kilometer nordöstlich der belarussischen Hauptstadt Minsk, sowie die Region Grodno, die an Polen und Litauen grenzt. Weitere Übungen sollen im Westen Russlands sowie in der Barentssee und der Ostsee stattfinden.
Während des Manövers werden schwere gepanzerte Fahrzeuge, Hubschrauber und Schiffe eingesetzt. Drohnen und Technologien der elektronischen Kampfführung sollen ebenso erprobt werden wie der Einsatz künstlicher Intelligenz. Auch die russische Kriegsmarine ist am Manöver beteiligt. Operationen zur Abwehr feindlicher Angriffe werden simuliert, und Raketenangriffe auf bodennahe Ziele geprobt. Belarus hat bestätigt, dass auch die Vorbereitungen zum Einsatz von Russlands atomwaffenfähigen Hyperschallraketen Oreschnik geübt werden sollen.
Internationale Reaktionen und Bedenken
Die NATO-Länder sind besorgt, weil das Manöver in einer äußerst angespannten Phase stattfindet. 2021 hatte Russland das Sapad-Manöver dazu genutzt, große Einheiten seiner Streitkräfte für mehrere Monate in Belarus zu stationieren. Dies ermöglichte eine effektivere Durchführung der groß angelegten Offensive gegen die Ukraine im Februar 2022. Weil das Manöver auch dieses Mal in Belarus stattfindet, sind die benachbarten NATO-Mitglieder in höchster Alarmbereitschaft.
Polen hat seine Grenze zu Belarus geschlossen und eigene Militärübungen mit 30.000 Soldaten begonnen. Litauen hat ebenfalls angekündigt, seine Truppen entlang der Grenze zu verstärken. Der polnische Ministerpräsident Donald Tusk sagte, seit dem Zweiten Weltkrieg sei sein Land nicht mehr so nah an einem "offenen Konflikt" gewesen wie derzeit.
Strategische Implikationen
Die strategischen Implikationen des Sapad-Manövers sind weitreichend. Zum einen dient es der Demonstration der militärischen Stärke und Zusammenarbeit zwischen Russland und Belarus. Zum anderen könnte es als Vorbereitung für weitere militärische Operationen dienen, insbesondere in Anbetracht der aktuellen Spannungen und Konflikte in der Region. Die internationale Gemeinschaft beobachtet die Entwicklungen mit großer Sorge und ist bereit, auf mögliche Eskalationen zu reagieren.