EPO: Ein Hormon mit vielfältigen Wirkungen
Erythropoietin, besser bekannt als EPO, ist ein Hormon, das in unserem Körper natürlich vorkommt. Es ist vor allem dafür bekannt, die Bildung von roten Blutkörperchen zu stimulieren, was zu einer verbesserten Sauerstoffversorgung und damit zu einer gesteigerten körperlichen Leistungsfähigkeit führt. Diese Eigenschaft macht EPO leider auch zu einem beliebten Dopingmittel im Sport. Doch die Wirkungen von EPO gehen weit über die Blutbildung hinaus.
EPO und das Gehirn
Forschende haben entdeckt, dass EPO auch eine bedeutende Rolle im Gehirn spielt. Es verbessert die kognitiven Fähigkeiten, fördert die Vernetzung von Neuronen und beschleunigt die Regeneration des Gehirns nach Verletzungen wie einem Schlaganfall. Eine Studie des Max-Planck-Instituts für Multidisziplinäre Naturwissenschaften in Göttingen hat gezeigt, dass EPO die Entwicklung und Reifung von Oligodendrozyten fördert. Diese Zellen sind verantwortlich für die Bildung der Myelinhülle, die die Nervenfasern umgibt und eine schnelle Signalübertragung ermöglicht.
Mechanismen der Wirkung
Die Forschenden fanden heraus, dass EPO die Genaktivität im Gehirn beeinflusst. Es aktiviert oder unterdrückt zahlreiche Gene, die mit Zellreifung, Signalübertragung und kognitiven Fähigkeiten zusammenhängen. Mäuse, denen ein bestimmter EPO-Rezeptor fehlte, zeigten Störungen in der Myelinstruktur des Hippocampus, einem wichtigen Bereich für Lernen und Gedächtnis. Diese Mäuse hatten auch schlechtere Ergebnisse in Gedächtnistests.
Therapeutisches Potenzial
Die Erkenntnisse über die Wirkung von EPO auf das Gehirn könnten neue Therapieansätze für neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer eröffnen. Da EPO bereits als Medikament zugelassen ist, könnte es in Zukunft helfen, kognitive Störungen zu behandeln. Interessanterweise wird EPO nicht nur als Medikament von außen zugeführt, sondern auch durch körperliche und geistige Aktivität im Körper selbst gebildet. Dies unterstützt die These, dass Bewegung und kognitive Anstrengung die Struktur des Gehirns verbessern können.
Zukunftsperspektiven
Die Forschungsergebnisse bieten vielversprechende Ansätze für die Behandlung von Demenz und anderen neurodegenerativen Erkrankungen. EPO könnte entweder als Medikament oder durch gezielte Aktivierung des körpereigenen EPO-Systems, zum Beispiel durch motorisch-kognitives Training, eingesetzt werden. Dies könnte die Lebensqualität von Patienten erheblich verbessern und neue Wege in der Therapie eröffnen.