
ME/CFS: Eine vielschichtige Erkrankung mit kontroversen Ansichten
Seit dem Aufkommen von Covid-19 erlangte ME/CFS, ein schwer belastendes Krankheitsbild, erneut öffentliche und wissenschaftliche Aufmerksamkeit. Die Symptome reichen von unerträglicher Müdigkeit, neurokognitiven Störungen bis hin zu schweren Schmerzen. Mit dem Begriff Long Covid verbunden, stellt ME/CFS nun die extremere Form des Post-Covid-Syndroms dar. Die fehlende Heilung und das unzureichende Verständnis der zugrunde liegenden Mechanismen erschweren wirksame Therapien, was zu einer intensiven Debatte über die Forschungsausrichtung führt.
Aktuelle Kontroversen
Im Juli entfachte eine Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), die die Rolle immunologischer Faktoren bei ME/CFS infrage stellte, hitzige Diskussionen. Kritiker werfen der DGN vor, wichtige biomedizinische Aspekte zu ignorieren und die Reichweite der psychologischen Ansätze zu überschätzen. Die Stellungnahme polarisiert, da sie künftige Forschungen vermehrt in den Bereich von psychosomatischen Erkrankungen steuern möchte.
Internationale und nationale Forschung
In den letzten Jahren kam es zu Erkenntnissen, die auf Fehlfunktionen im Immunsystem hindeuten, darunter Fehlsteuerungen von Antikörpern und reduzierte zerebrale Perfusion. Diese Erkenntnisse stehen im Widerspruch zur DGN-Position. International führende Wissenschaftler wie Carmen Scheibenbogen von der Charité betonen die Notwendigkeit einer verstärkten biomedizinischen Forschung.
Parallel dazu wächst der politische Druck. Frühere Gesundheitsminister forderten erhöhte Forschungsgelder. Patientenvertretungen mahnen sowohl die Missachtung biologischer Ursachen als auch die Gefahr unzureichender Behandlungsansätze an. Laut der deutschen Selbsthilfeorganisation Fatigatio spiegelt die DGN-Stellungnahme eine veraltete Haltung wider und gefährdet notwendige Fortschritte im Umgang mit ME/CFS.
Fazit
Die Diskussion um ME/CFS verdeutlicht die Notwendigkeit einer multidisziplinären Forschung, die psychologische sowie biologische Ansätze integriert. Letztendlich wird der Weg zur Verbesserung der Lebensqualität von Betroffenen von einem umfassenden Verständnis der Erkrankung und fundiertem politischem und wissenschaftlichem Engagement abhängen.